Gulaschkoalition

Ein deutsches Nationalgericht?

In diesen Tagen nach der Bundestagswahl wird viel über Die sogenannte „Ampelkoalition“ geredet. Doch meines Erachtens ist dieser Begriff falsch gewählt. Ist es uns nicht allen in der Fahrschule beigebracht worden, Rot bedeutet Stopp und Grün eine Fortführung der Mobilität? In der Politik scheint dies doch eher andersherum der Fall zu sein. Einzig, dass ein Fehlen von Gelb ampeltechnisch gesehen doch eher auf Fußgängerverkehr hindeutet, scheint plausibel für eine derartige Benennung. Ich bin mir aber doch sicher, dass es treffendere Namen für Koalitionsmöglichkeiten gibt.

Als Gärtner ist hier mir sogleich die Paprika in den Sinn gekommen. Warum? Nun ja, es gibt sie in den Farben Rot, Gelb, Grün sehr häufig. Auch, aber eher exotisch, dennoch zunehmend in Märkten zu finden, in Schwarz, Orange und Rosa. Einzig in Blau scheint es die Paprika nicht zu geben. Macht das die Paprika zu einem besseren Menschen oder ist ein Fehlen einer Farbe im Regenbogen nicht mehr Vielbunt sondern eher weniger Bunt, dass mag jeder bitte selbst entscheiden.

Vergleichen wir nun einmal die Farbtabelle des Nachtschattengewächses mit dem Wähler. Buuhhh mögen nun einige schreien, er vergleicht uns mit einer hohlen Frucht! Ja, richtig, tue ich! Die Parallelen sind auffällig. Doch fangen wir von vorne an in der der Geschichte der Paprika*innen. Ist Paprika*innen eigentlich jetzt korrekt gegendert? Nein, denn es heißt die Paprikapflanze und in der natürlichen Bienchen/Blümchen Beziehung nimmt sie nun mal den femininen floristischen Part ein.

Zu Beginn der Paarungszeit, um es mal so zu nennen, zeigt sich die Blüte der Gemüsepflanze in einem unschuldigen reinen Weiß. Doch wird diese von gelb-schwarz gestreiften Stachelträgern unaufgefordert penetriert, wirft sie dieses alsbald ab und präsentiert ihren Nachwuchs, die Frucht. Zu Beginn ist die Frucht immer grün, man spricht hier auch von Unreife. Doch mit der Zeit und der Reife wird sie entweder Gelb oder Rot (Na, Parallelen gefunden? Gut aufgepasst!). Die grüne Paprika aus dem Supermarkt wird immer unreif gepflückt. Es nicht verwunderlich, dass gerade die grünen Früchte nach immer früheren Erntezeiten rufen, denn da sind alle noch grün.

„Doch halt, was ist mit der schwarzen Paprika?“ höre ich einen Zwischenrufer. Dazu ein Zitat aus Wikipedia, kein Witz, sehr interessant vor allem für Darmstädter:

„Grüne, violette oder schwarze Früchte sind immer unreif“

Doch weil wir ja einen Ersatz für die „Ampel“ suchen, bleiben wir vorerst bei diesen 3 Farben. Was machen wir nun mit unserem Gemüse? Genau, ein Gulasch. Nun ist sowohl das Wort wie auch das Gericht ungarischen Ursprungs, hat sich aber soweit eingedeutscht, dass wir es verwenden können. Ist jedenfalls gängiger als andere paprikabasierende Mahlzeiten wie z.B. mexikanisches Chili oder französisches Ratatouille.

Je nach Gusto kann man nun ein Gulasch aus Rot, Grün und Gelb zaubern. Wieviel von welcher Farbe ist Wählersache, gegenwärtig wird aber traditionell Rot bevorzugt. Je nach Region kann dies aber variieren, so ist z.B. in Bayern das Gulasch mit viel schwarzer und etwas oranger Paprika sehr beliebt.

So bleibt als Resümee, das eine Gulaschkoalition immer funktioniert, egal mit welchen Farben. Doch wie bei jeder Speise, egal wie sehr man sie mag, irgendwann wird man ihrer überdrüssig, wenn man sie jeden Tag bekommt. Was gäbe es dann für Alternativen zum täglichen Eintopf mit den 3 Farben? Gefüllte Paprika? Rot und Gelb eher mit Fleischfüllung, die Grünen neigen mehr zu pflanzenbasierenden Füllungen.

Verdammt, dieses Gemüse lässt sich aber wirklich zu jeder Metapher heranziehen!

Beobachten wir parallel auch noch die nun abgeerntete Mutterpflanze. Hat sie ihre Aufgabe der Nachwuchszeugung erfüllt, wird sie schnell von Grün zu Braun und unansehnlich. Zeit sie rauszureißen!

Hoffen wir, dass bei der nächsten Ernte wieder viele bunte Früchte kommen und noch mehr Farbe ins Essen.