Engin Eroglu, MdEP: Heute eröffnete ich zusammen mit meinem konservativen Kollegen aus Slowenien, Franc Bogovic, die Smart Villages Intergroup im Europaparlament. Das Treffen war gut besucht und ich freute mich 15 Kollegen von vier verschiedenen politischen Gruppen begrüßen zu dürfen. Vor allem das Erscheinen von Vizepräsidentin Mairead McGuinness beweist, dass wir mit dem Thema auf der richtigen Spur sind. Die Menschen sind hungrig nach diesem Thema und es ist Zeit, dass der ländliche Raum in Europa wieder selbstbewusster auftritt und Städter für sich zurückgewinnt, um die Städte zu entlasten und Lebensqualität für alle zu steigern. Es war spannend beispielsweise von den Problemen von MdEP Erik Bergkvist aus Nordschweden oder von MdEP Sheila Richie aus Schottland zu erfahren, die beide aus dünn besiedelten Teilen Ihres Landes stammen.
Bei Smart Villages geht es darum, dass ländliche Gemeinschaften die Initiative ergreifen, um praktische Lösungen für Herausforderungen zu finden und neue Möglichkeiten zu nutzen. Digitale Lösungen können viele dieser neuen Möglichkeiten eröffnen, aber smart bedeutet auch Zusammenarbeit und die Entwicklung neuer Allianzen - denken Sie über den Tellerrand hinaus und beschreiten Sie Ihren eigenen Weg zu Wohlstand und Nachhaltigkeit. Ziel ist es, die Entwicklung von bis zu zehn Smart Villages in der gesamten Europäischen Union (EU) zu unterstützen. Eines davon in Hessen! Dies ist die wichtige Grundlage, die getan werden muss, um das Konzept der intelligenten Dörfer auf die politische Landkarte zu bringen. Aber wir können damit nicht aufhören. Wenn wir wirklich einen großen Rollout von Smart Villages wollen, muss mehr getan werden. Smart Villages beginnen damit, dass die lokale Bevölkerung zusammenkommt, um eine Strategie zu entwickeln, die sich an den lokalen Ressourcen und Zielen orientiert. Wir müssen in diese Menschen, ihre Ideen und die dringend benötigte Infrastruktur und den Aufbau von Kapazitäten investieren. Das ist unsere Rolle als politische Entscheidungsträger - wir müssen sicherstellen, dass die richtigen Instrumente zur Verfügung stehen.
Für die digitalen Aspekte ist klar, dass wir eine bessere Breitbandkonnektivität und Infrastruktur benötigen. Trotz der bisherigen großen Anstrengungen besteht nach wie vor eine große digitale Kluft zwischen ländlichen und städtischen Gebieten. Nach jüngsten Zahlen haben nur 47% der ländlichen Haushalte Zugang zu schnellem Breitband, verglichen mit mehr als 80% der städtischen Haushalte. Um zur Schließung dieser Lücke beizutragen, stehen aus dem EU-Haushalt rund 6 Mrd. EUR (ELER und EFRE) zur Verfügung, um den Breitbandausbau sowie andere digitale Infrastrukturen, insbesondere in ländlichen und Randgebieten, zu finanzieren. Der Beitrag des ELER wird auf fast 1 Mrd. € geschätzt. Davon werden rund 18 Millionen Landbewohner profitieren. Wir müssen sicherstellen, dass wir diese verbesserte Konnektivität nutzen, um die Lebensqualität und den Lebensstandard in ländlichen Gebieten zu verbessern: bessere Dienstleistungen, besserer Zugang zu Arbeitsplätzen und bessere Lösungen für die Umwelt.
Smart Villages stemmt sich durch die Verbesserungen von Dienstleistungen durch digitale Plattformen der Entvölkerung von ländlichen Gebieten entgegen. Smart Villages verfolgen einen funktionalen, sektorübergreifenden Ansatz und vernetzen die verfügbaren und zukünftigen Entwicklungsinstrumente. Es geht um das Leben der ländlichen Bürger und richtet sich an ein breites Spektrum von Interessengruppen außerhalb der lokalen Bevölkerung, darunter Fachleute für die ländliche Entwicklung, Gesetzgeber, Politiker, Unternehmer, NGOs und Wissenschaftler. Die Erklärung von Cork 2.0 durch die Europäische Kommission wurde im Sinne der Schaffung eines 'besseren Lebens in ländlichen Gebieten' formuliert. Wir glauben, dass Smart Villages den besten Weg zu einer nachhaltigen Umsetzung dieser Vision bieten. Smart Villages entstehen durch integrierte Ansätze und das erfolgreiche Zusammenspiel verschiedener Politikfelder, um Komplementarität und Kohärenz zu erhöhen und den Vorteil großer Synergien zu nutzen. Dieser Ansatz wird derzeit gemeinsam vom Europäischen Parlament und der Europäischen Kommission entwickelt und ich bin stolz darauf im Europaparlament eine Führungsrolle im Bereich Smart Villages übernehmen zu dürfen.